Kleinfang

Das passt ja wi d Fuscht uf z Eintä uz Oug uf z Angerä.

Dienstag, 11. November 2008

Artikel Nr. 13 - Verdreh mir den Kopf


Ich habe wieder einmal eine grundlegende Antwort zu einer meiner immerbrennden Fragen gefunden. Die Frage, ob ich jemals eine echte Revolution erleben werde. Mir gefiele einfach die Vorstellung, Teil eines für die Menschheit bedeutenden Umschwungs zu sein. "Ich habe es erlebt und nun mach ich es anders, genau wie alle anderen." Das hätte irgendwie ein gemeinsamkeitstiftendes Moment. Es muss ein tolles Gefühl sein, wenn man sagen kann: "Ich war beim Berliner Mauerfall dabei." Doch schon hier treffen wir auf Schwierigkeiten. Oft ist man nur indirekt beteiligt. Zum Beispiel haben wir alle kürzlich die Wahl des ersten schwarzen US-Präsidenten erlebt. Doch war ich als aussenpolitisch passive Schweizerin wirklich dabei? Ein anderes Problem ist, dass sich Revolutionen meistens nicht Schlag auf Schlag ereignen. Man denke an die Erfindung des Buchdrucks. Wie lange hat es gedauert, bis diese Innovation ihre Wirkung vollumfänglich entfaltet hatte? Ich würde darum behaupten, dass sich meteoriteneinschlagsmässige Revolutionen nur dann ereignen können, wenn sich vorher eine Situation zum Unerträglichen zugespitzt hat, z. B. beim Fall der Berliner Mauer. Dann muss ich mich aber glücklich schätzen, dass ich dies nicht erlebt habe, denn ich glaube, dass dieses Erlebnis den zuvor erfahrenen Schaden nicht ausgleichen kann. 
Glücklicherweise bin ich aber auf einer skizzenhaften Zeitreise durch meine eigene Entwicklungsgeschichte auf etwas gestossen, was mein Verlangen nach dem Miterleben einer Revolution zu einem grossen Teil befriedigte. Dazu muss ich eine grobe Definition davon wagen, was ich als Revolution bezeichne. Es ist eine Untergrabung  von bisher befolgten Prinzipien, das plötzliche Auftauchen einer entgegengesetzten und dennoch funktionierenden Art und Weise etwas zu tun, zu sehen, zu denken, zu gestalten und auch eine Befreiung aus festgefahrenen Normen, die neue Möglichkeiten in Aussicht stellt. Zu abstrakt? Nun, was ich mit dem Begriff meiner eigenen Entwicklungsgeschichte auftun wollte war, dass ich besonders als neugieriges Kind viele Dinge als Revolution im vorher beschriebenen Sinne erfahren habe. Ein schönes Beispiel ist mein Erleben von Musik. Meine ersten Begegnungen mit improvisierter Musik unterschieden sich dermassen von dem was ich bisher kannte, klassische Musik meiner Eltern und Kinderlieder, die so und nicht anders zu tönen hatten, dass diese Erfahrung bei mir hocheuphorische Gefühle auslöste. Es war schier unglaublich, dass der Gitarrist jetzt plötzlich einfach so irgendetwas spielt, was ihm gerade in den Sinn kommt und dass es auch noch gut tönt! So begann auch ich mit Musik zu experimentieren.
Nun, was lernen wir daraus, respektive, was ist das Grundlegende, das ich daraus erkannt haben will? Es ist, dass Revolutionen in unseren Köpfen statt finden und sie deshalb auch ganz klein und persönlich sein können. Dies impliziert natürlich auch, dass wir Revolutionen erst nachträglich erfahren und auch als solche erleben können.
Ich möchte noch anfügen, dass der aufmerksame Leser meines Blogs hier wieder die smeagolische Tendenz meines Charakters erkannt haben kann, diesen Drang zur "Schatzsuche" der mich in meinem Alltag stets begleitet, mit dem Ziel, etwas zu finden, das meine Neugierde befriedigt, mir irgendwelche Vorteile bringt, oder mich glücklich macht. Bestimmt ist die Jagd nach Revolutionen eine Ausprägung davon. Ich will die Revolution, ich suche sie, denn ich hoffe darin ein Stück von Glück, Reichtum und Erfüllung zu finden. Bin ich die einzige?

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schön, dass du Antworten findest, mir stellen sich meist nur Fragen.
Wie du feststellst ereignen sich "grosse" Revolutionen nur, wenn vorher was ziemlich krumm gelaufen ist, deshalb: Wenn etwas auf die schiefe Bahn gerät sollten wir nicht warten, bis es abstürzt, sondern von Anfang an rebellieren. :)
(These fröhlich geklaut bei rebell.tv)

Isa hat gesagt…

Darüber bin ich mir natürlich im Klaren. Und ebenso darüber, dass in die offizielle Definition von Revolution auch das Wort "gewaltsam" gehört. Und möglicherweise ist genau dieser Aspekt, der bei meinem Ego-Erlebnis natürlich wegfällt, das, was eben den Gemeinschaftseffekt auslöst. Menschen kommen sich besonders nahe durch gemeinsam erlebtes Leid und in der darauf folgenden Freude der Erlösung vom Leid.

Anonym hat gesagt…

Ich versuche es nochmal, das letzte mal hat's nicht gespeichert....
Liebe Isa, mein Kommentar betrifft den "Revolutionsartikel" und mir ist deine "Schatzsuche" aufgefallen. Ich lese gerade ein Buch über einen Amerikaner, der nach Indien ging, um spirituelles Wissen zu erlangen (oder so ähnlich ausgedrückt). Er sagte, er war als Kind immer auf "Schatzsuche", hat sogar den Garten durchgraben. Du suchst Glück, Reichtum und Erfüllung, was denkst du wo diese zu finden sind? Und du bist nicht die einzige, die auf dieser Suche ist.......:) Gruss, Sandra

Isa hat gesagt…

Jaja, di Suche nach dem Glück ist etwas Urmenschliches. Und ich denke, es ist etwas Gutes, denn so wenden wir uns den Positiven Dingen im Leben zu. Und ich glaube, wir alle sollten diese Suche vertiefen. So finden wir vieles über uns selbst heraus. Auch hier scheint der Weg das Ziel zu sein.lg isa