Kleinfang

Das passt ja wi d Fuscht uf z Eintä uz Oug uf z Angerä.

Samstag, 16. Januar 2010

Das Glück in der Brieftasche

Das Pech hatte sich schon im Voraus angekündigt in Form eines 20-Euro-Scheins. Ich wusste, dass es wahrscheinlich schwierig werden würde, damit am Automaten ein Ticket für die Strassenbahn zu lösen. Mein Kleingeld reichte nicht aus, und beim Fahrer kann man in der Strassenbahn keine Fahrscheine kaufen. Möglicherweise wäre auch die Verabredung, bei der ich eben versetzt worden war, als Omen für die nahenden Probleme zu sehen gewesen. Jedenfalls war die Strassenbahn schon in Sichtweite, als ich den Fahrkartenautomaten mit meinem Geldschein fütterte und mich schon freute, dass dieser angenommen wurde. Doch da kam er wieder raus und die Strassenbahn immer näher. Ich sprach einen der Wartenden an, ob er mir wechseln könnte. "Waddn se mal..." Er grübelte in seiner Brieftasche, tischte Geld auf einen der Sitze im Wartehäuschen raus, aber es passte nicht. Da war die Strassenbahn da und mir war es unangenehm, den Herrn in diesem Moment zu beanspruchen. Es war schon spät und bitterkalt. Ich meinte zu ihm, er solle doch gehen. "Nänä, da lauf i hald no ä bissl", lachte er und ging zum Automaten um irgendwas zu versuchen, was dann doch nicht klappte. Das Tram war weg. Da drückte mir der Mann eine 2-Euro-Münze in die Hand. "Jä, da hab i höid ä guode Dag!", lachte er, winkte und grinste und verschwand in der Dunkelheit. Ich bedankte mich, sagte "Tschüss!" und steckte die Münze in den Automaten. Sie verschwand, die Maschine blinkte und piepste, dann war Stille. Kein Ticket, kein Rückgeld. Ich drückte auf sämtliche Knöpfe - nichts. Ich drehte mich um. Auf der anderen Strassenseite gab es ein Restaurant. Bis die Strassenbahn kam würde es noch reichen, dort meine Geldnote zu wechseln. Ich überlegte mehrmals, überquerte dann die Strasse und betrat das Lokal. Mein Schein wurde gewechselt und ich verliess das Restaurant wieder. Als ich an der Ampel wartete, fuhr dies Strassenbahn gerade ein. Da in diesem Moment sowohl die Fussgängerampel, wie auch die für die Fahrzeuge auf Rot standen, fürchtete ich, die Strassenbahn könnte den Vorzug bekommen und mir davon fahren, aber soviel Pech war mir dann doch nicht beschieden. Dennoch reichte es nicht mehr für einen neuen Versuch am Automaten. Geld für nichts gewechselt, ich fuhr "schwarz". Bezahlen konnte ich ja dann beim Umsteigen im Bus nochmals. Bei der nächsten Station stieg der Herr von vorhin ein. Ich liebäugelte damit, ein bisschen früher als nötig aufzustehen und ihm im Vorbeigehen mit einem Augenzwinkern von meinem Pech zu berichten. Aber ich hatte es mir dann doch anders überlegt. Seine selbstlose Spende würde dann so sinnlos erscheinen. Und er war doch so glücklich, mir ausgeholfen zu haben...